Autoren, eBooks und Verlage: ein provozierender Erfahrungsbericht

Wir haben gestern einen Bericht über die Dominanz von Amazon im Bereich der eBooks gebracht und uns dabei auf ein ausführliches Resümee des Autors J. Konrath bezogen. Dieser ist seit vielen Jahren hauptberuflicher Autor gehört aber hinsichtlich seiner traditionellen Auflagenhöhe wohl nicht in die Kategorie Bestselling Autor. Eher ist er der breiten Masse der professionellen Autoren zuzurechnen. Das Besondere an Konrath ist, dass er als Pionier der eBooks und des Eigenverlages gelten kann. Beide Phänomene – eBooks und Eigenverlag – erwiesen sich in den letzten Jahren als eng verwandt. Der Umstand, dass Autoren bei der Produktion von eBooks wegen entfallender Printproduktion, nicht benötigter physischer Buchdistribution und neuer [Social Media] Marketingansätze nicht mehr zwangsweise auf die Dienste von Verlagen angewiesen sind hat den Eigenverlag eine Renaissance verschafft.

 

Eigenverlag von eBooks kann handfeste pekuniäre Vorteile bringen, wie wir aus dem Blogbeitrag von Konrath entnehmen können. Er bringt dabei das Beispiel seines zum Disney Konzern gehörenden Verlages Hyperion bei dem er sechs Bücher [Print und eBook]verlegt hat. Er konnte über Hyperion von den sechs Titeln bisher lediglich 2.631 eBooks verkaufen wohingegen er von den im Eigenverlag produzierten eBooks über 100.000 Stück verkauft hat. Während Konrath im Durchschnitt laut eigenen Angaben von Hyperion US-$ 34 pro Monat an Tantiemen und Provisionen aus dem Verkauf von eBooks erhält verdient er an den im Eigenverlag verkauften eBooks im Schnitt US-$ 1.700 pro Monat. Konrath analysiert im Folgenden die Unterschiede und kommt zu interessanten Schlussfolgerungen.

 

Während sein Verlag Hyperion die eBooks um US-$ 4,69 verkauft bietet Konrath seine Eigenverlagswerke um durchschnittlich US-$ 2,99 an. Von Hyperion erhält er pro verkauftem Buch eine Provision von US-$ 1,17 wohingegen ihm von jedem elektronischem Eigenverlagswerk US-$ 2,04 verbleiben. Da Hyperion nach Meinung von Konrath zu teuer ist werden weniger eBooks verkauft als möglich. In Kombination mit der niedrigeren Provision errechnet Konrath für sich einen Einnahmenausfall von knapp US-$ 11.400 pro Jahr und Buch im Vergleich zum Eigenverlag. Das macht bei sechs Büchern immerhin knapp US-$ 70.000 aus. Konrath bringt auch noch Erfahrungen mit einem anderen Verlag und kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen.  Die Einnahmen aus dem Verkauf von gedruckten Büchern können diesen Einnahmenentfall nicht annähernd kompensieren. Für ihn sind das sehr handfeste pekuniäre Gründe, auf Verlag und Printproduktion in Zukunft zu verzichten.

 

Konsequenterweise gibt Konrath seinen Autorenkollegen gleich den Tipp, die eBook-Rechte keinesfalls an einen Verlag abzutreten. Er meint, dass wir erst am Beginn der eBook-Ära stehen und diese für Autoren im Eigenverlag deutlich höhere Einnahmemöglichkeiten bringen wird als für Verlagsgeführte Autoren. Als Beleg führt er weitere professionelle Autoren an, die ihre Bücher bereits im Eigenverlag als eBook auf den Markt bringen. Darüber hinaus sieht Konrath in Twitter und der Blogosphäre weit effizientere und kostengünstigere Marketinginstrumente als im klassischen Verlagsmarketing. Soweit zu einem provozierenden Erfahrungsbericht aus den USA. Eine harte Nuss für Verlage.

 

Sollten die USA für die Buchbranche tatsächlich richtungsweisend sein – worauf vieles deutet – dann kommen ähnliche Entwicklungen in den nächsten Monaten und Jahren auch auf uns zu. Ein Grund für uns von der MedienFabrik verstärkt auf Autoren und Kleinverlage zu setzen von denen wir uns im Bereich der eBooks wesentlich mehr Dynamik erwarten.

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

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