Kindle Plugin für Adobe InDesign

Es ist endlich da - zumindest in der Beta-Version: das Amazon Kindle Plugin für InDesign. Damit hat Amazon einen wichtigen Schritt gesetzt und die wohl wichtigste Publishing Software in seine Publikationsplattform integriert. Seit wenigen Tagen kann man sich das Plugin von der Amazonseite herunterladen. Dieses Plugin wird das Leben vieler Verlage etwas erleichtern, zumindest was die eBook-Publikation betrifft. Aber vor allem wird es der Kindle Plattform einen wichtigen Wachstumsschub geben. Bisher konnten InDesign Dokumente nur als EPUB-Format [wird z.B. von Apple iBook oder Sony verwendet] exportiert werden.

Wir haben das Plugin natürlich sofort getestet und können berichten, dass es für einfache Bücher [also für Bücher mit viel Text und wenig Grafik] hervorragend funktioniert. Für Bücher die ausschließlich als eBook produziert werden sollen ist InDesign nach wie vor ein overkill und daher entbehrlich. Aber für Bücher die gedruckt und elektronisch erscheinen sollen ist InDesign wieder interessant. Vor allem, da jetzt die beiden hauptsächlichen eBook-Formate Kindle und EPUB verfügbar sind.

Eine signifikante Inkompatibilität besteht allerdings noch: die führende eBook-Distributionsplattform Smashwords - die auch in Europa an Bedeutung gewinnen wird - basiert auf Microsoft Word. Zwar können die InDesign Dokumente auch in das Microsoft Word exportiert werden aber der Nachbearbeitungsaufwand ist doch beträchtlich. Aber auch hier werden wir in den nächsten Monaten ganz sicher noch neue Lösungsansätze sehen.

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Autoren, eBooks und Verlage: ein provozierender Erfahrungsbericht

Wir haben gestern einen Bericht über die Dominanz von Amazon im Bereich der eBooks gebracht und uns dabei auf ein ausführliches Resümee des Autors J. Konrath bezogen. Dieser ist seit vielen Jahren hauptberuflicher Autor gehört aber hinsichtlich seiner traditionellen Auflagenhöhe wohl nicht in die Kategorie Bestselling Autor. Eher ist er der breiten Masse der professionellen Autoren zuzurechnen. Das Besondere an Konrath ist, dass er als Pionier der eBooks und des Eigenverlages gelten kann. Beide Phänomene – eBooks und Eigenverlag – erwiesen sich in den letzten Jahren als eng verwandt. Der Umstand, dass Autoren bei der Produktion von eBooks wegen entfallender Printproduktion, nicht benötigter physischer Buchdistribution und neuer [Social Media] Marketingansätze nicht mehr zwangsweise auf die Dienste von Verlagen angewiesen sind hat den Eigenverlag eine Renaissance verschafft.

 

Eigenverlag von eBooks kann handfeste pekuniäre Vorteile bringen, wie wir aus dem Blogbeitrag von Konrath entnehmen können. Er bringt dabei das Beispiel seines zum Disney Konzern gehörenden Verlages Hyperion bei dem er sechs Bücher [Print und eBook]verlegt hat. Er konnte über Hyperion von den sechs Titeln bisher lediglich 2.631 eBooks verkaufen wohingegen er von den im Eigenverlag produzierten eBooks über 100.000 Stück verkauft hat. Während Konrath im Durchschnitt laut eigenen Angaben von Hyperion US-$ 34 pro Monat an Tantiemen und Provisionen aus dem Verkauf von eBooks erhält verdient er an den im Eigenverlag verkauften eBooks im Schnitt US-$ 1.700 pro Monat. Konrath analysiert im Folgenden die Unterschiede und kommt zu interessanten Schlussfolgerungen.

 

Während sein Verlag Hyperion die eBooks um US-$ 4,69 verkauft bietet Konrath seine Eigenverlagswerke um durchschnittlich US-$ 2,99 an. Von Hyperion erhält er pro verkauftem Buch eine Provision von US-$ 1,17 wohingegen ihm von jedem elektronischem Eigenverlagswerk US-$ 2,04 verbleiben. Da Hyperion nach Meinung von Konrath zu teuer ist werden weniger eBooks verkauft als möglich. In Kombination mit der niedrigeren Provision errechnet Konrath für sich einen Einnahmenausfall von knapp US-$ 11.400 pro Jahr und Buch im Vergleich zum Eigenverlag. Das macht bei sechs Büchern immerhin knapp US-$ 70.000 aus. Konrath bringt auch noch Erfahrungen mit einem anderen Verlag und kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen.  Die Einnahmen aus dem Verkauf von gedruckten Büchern können diesen Einnahmenentfall nicht annähernd kompensieren. Für ihn sind das sehr handfeste pekuniäre Gründe, auf Verlag und Printproduktion in Zukunft zu verzichten.

 

Konsequenterweise gibt Konrath seinen Autorenkollegen gleich den Tipp, die eBook-Rechte keinesfalls an einen Verlag abzutreten. Er meint, dass wir erst am Beginn der eBook-Ära stehen und diese für Autoren im Eigenverlag deutlich höhere Einnahmemöglichkeiten bringen wird als für Verlagsgeführte Autoren. Als Beleg führt er weitere professionelle Autoren an, die ihre Bücher bereits im Eigenverlag als eBook auf den Markt bringen. Darüber hinaus sieht Konrath in Twitter und der Blogosphäre weit effizientere und kostengünstigere Marketinginstrumente als im klassischen Verlagsmarketing. Soweit zu einem provozierenden Erfahrungsbericht aus den USA. Eine harte Nuss für Verlage.

 

Sollten die USA für die Buchbranche tatsächlich richtungsweisend sein – worauf vieles deutet – dann kommen ähnliche Entwicklungen in den nächsten Monaten und Jahren auch auf uns zu. Ein Grund für uns von der MedienFabrik verstärkt auf Autoren und Kleinverlage zu setzen von denen wir uns im Bereich der eBooks wesentlich mehr Dynamik erwarten.

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eBooks: Amazon dominiert den [englischsprachigen] Markt

Ein knappes halbes Jahr nach der Einführung des Apple iPads und des Apple iBookstores wäre es natürlich interessant zu wissen, wie sich die Marktanteile am heiß umkämpften und stark wachsenden eBook-Markt darstellen. Diesbezüglich konnte der Bestseller-Autor und Eigenverleger J.A. Konrath beeindruckende Ziffern vorlegen.

Konrath hat nach eigenen Angaben bis 22. September 2010 exakt 103.864 eBooks über alle möglichen und verfügbaren Kanäle verkauft und zieht auf seinem Blog sein detailliertes Resümee. Danach hat er knapp 78.412 eBooks über Amazon Kindle verkauft, was mehr als 75% aller seiner verkauften Bücher darstellt. Im direkten Vergleich dazu hat er von Mai 2010 weg nur 390 eBooks über Apples iBookstore verkauft was wiederum eine vernachlässigbare Größe ist.

Was wir aus dem Resümee herauslesen ist neben der relativen Enttäuschung über die Performance des iBookstores auch die Zufriedenheit mit dem Newcomer Smashwords. Wir haben schon mehrfach über dieses wirklich vielversprechende StartUp geschrieben [siehe diesen Beitrag]. Dieses entwickelt sich für die Autoren und Verlage immer mehr zur Anlaufstelle für den plattformübergreifenden eBook-Verkauf. Smashwords verteilt die elektronischen Bücher an so gut wie alle Verkaufskanäle einschließlich iBookstore. In Bälde soll dann auch noch Amazon Kindle Partner von Smashwords werden. In letzter Konsequenz - so unsere Vorhersage - werden wir wohl nur mehr wenige eBook-Distributoren á la Smashwords brauchen. Das macht das Leben für Autoren und Verlage wie auch für uns als Medienproduzent wesentlich einfacher. Wir schätzen an Smashwords auch die große Benutzerfreundlichkeit sowie die Provisionsgestaltung.

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Landlust - ein Magazinerfolg mit Biedermeierstrategie

In Zeiten des digitalen Wandels und der allgegenwärtigen iPads wurden die letzten Jubelmeldungen aus der Magazinwelt höchstens im digitalen Bereich gehört. Geschrieben wurde über neue Apps, crossmediale Content- und Vermarktungsstrategien und die Sinnkrise des gedruckten Wortes. Gedruckte Magazine, so scheint es, sind für keine Jubelmeldungen mehr gut. Und dann kommt ein im wahrsten Sinn biederes Printmagazin, das thematisch ebenso am Land angesiedelt ist wie technisch bzw. marketingmäßig und schreibt nie gesehene Auflagenrekorde. Das 2-monatlich vom Landwirtschaftsverlag in Münster herausgebrachte Magazin "Landlust - Die schönsten Seiten des Landes" verkauft von jeder Ausgabe bereits mehr als 700.000 Stück. Die Chefredakteurin Ute Frieling-Huchzermeyer gilt als Shootingstar in der grundsätzlich eher depressiv angehauchten Magazinszene. Das war dem Zeitmagazin in der letzten Ausgabe ein entsprechendes Portrait wert.

 

Der Erfolg von Landlust ist wahrscheinlich gerade dem Umstand gedankt, dass es so etwas wie eine medientechnische Gegenbewegung zur Online- und Crossmedia-Szene ist. Abseits von der oft bereits als hysterisch zu wertenden Hektik der iPad- und Facebook-Kultur bringt Landlust auf rund 200 gedruckten Hochglanzseiten (Grammatur gefühlte 70g/m2) bildlich-textliche Einblicke in ein idealisiertes und als Stillleben aufbereitetes Landleben. Eine wunderschön bis kitschig jedenfalls aber ruhig daher kommende Bildersprache korrespondiert mit ebenso einfach gestrickten Themen. Natur-, Tier- und Kulinarikmotive ergänzen Geschichten aus Wohn- und (Land)Lebensbereich. Hier wird dem Leser auf höchstem medienhandwerklichem Niveau eine heile Welt vermittelt und das ist offensichtlich nachgefragt. Dazu passt, dass die Chefredakteurin im Editorial denn auch über die Aufzucht der redaktionseigenen Stockenten schreibt.

 

Irgendwie fühlt man sich das Biedermeier erinnert. Anfang des 19. Jahrhunderts haben Maler wie Literaten vor Hintergrund der gesellschaftspolitischen Revolutionen und der damit verbundenen individuellen wie kollektiven Unsicherheit das idealisierte Landleben als Motiv entdeckt. Raus aus dem Chaos und zurück zur Natur und dem naturverbundenen Leben lautete die Devise. Ähnlich könnte man wohl die Ausrichtung der Landlust beschreiben und daher erinnern viele Fotos des Magazins an Gemälde des Biedermeiermalers Carl Spitzweg.

 

Auffällige Hinweise auf eine Online- und Facebook-Präsenz sucht man im Heft vergebens. Natürlich wird das Printmagazin von einer passenden Homepage begleitet aber eher weil es halt heute so sein muss und nicht, weil das Teil einer erkennbaren crossmedialen Strategie wäre. Vielleicht ist Landlust ein Symbol für ein neues Biedermeier. Eine Gegenbewegung zu den wirtschaftspolitischen Turbulenzen, der komplexen Digitalisierung und Virtualisierung unserer Tage. Wie im 19. Jahrhundert wird das idealisierte Ländliche als beruhigend zeitloses Phänomen hervorholt. Immer, wenn die politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Rahmenbedingungen sich in vermeintliches Chaos auflösten wurde das Ländliche "entdeckt".

 

Dann, so unsere Hypothese, hat Landlust nicht trotz der allgemeinen Virtualisierung, sondern genau deswegen Erfolg. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ist letztlich noch immer der Schlüssel zum Erfolg. Aber das bedeutet weder, dass die alten Zeiten wieder kommen noch, dass eine "Biedermeier Strategie" ein allgemeines Erfolgsrezept für die Medienwelt ist. 

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