Crossmedia Publishing: neue ePaper Tools beschleunigen den Markt

Die Entwicklungsphasen eines Markt(segment)es werden im wesentlichen vom Stand der Produktionstechnologie geprägt. Erst am Übergang von der "Manufaktur" zur "industriellen Fertigung" beginnt ein Markt hinsichtlich des Volumen zu wachsen und zu reifen. Betrachten wir die Produktionstechnologie im Marktsegment eBook, dann befinden wir uns Mitte 2010 am Phasenübergang von Einführung zu Wachstum. Der Gesamtmarkt Buch hingegen befindet sich damit an einem Bifurkationspunkt mit dem für bestehende Anbieter risikoreichen Übersprung zur nächsten Sinuskurve mit grundlegend neuer Technologie gepaart mit neuem Verbraucherverhalten.

 

In Verlags- und Medienindustrie zählen die Autoren- und Publikationssysteme zu den wichtigsten Produktionsmitteln. Publikationssysteme sollen Autoren wie Verlage bei der Formatierung der Dokumente für die verschiedenen Produktions- und Leseformate unterstützen. Diesbezüglich ist mit den neuen ePaper-Formaten (EPUB, Kindle, PDF etc) in den letzten Jahren eine neue Komplexität bzw. Aufgabenstellung entstanden, die sich innerhalb bestehender Produktionssysteme nicht mehr abbilden ließ. Vor allem seit dem Durchbruch des eBooks mit dem Amazon Kindle im Jahr 2009 und dem eMagazin mit dem iPad Anfang 2010 wurden Autoren, Verlage und Medienhäuser mit den Limitationen ihrer Publikationssysteme konfrontiert. Print und ePaper sind eben sehr verschiedene Welten. Gedruckte statische Inhalte hier und vernetzt-dynamische Fließtexte und multimediale Inhalte dort.

 

Bis vor kurzem mussten sich die Autoren und Verleger mit teilweise rudimentären Werkzeugen für die neuen epaper-Formate wie EPUB und Kindle aushelfen. Zwar verstehen die meisten eBook Reader auch PDF aber nur unter Inkaufnahme von Funktionsbeeinträchtigungen. Manche Command Line Tools (z.B. Amazon KindleGen) und Editoren verlangtem dem Autor bzw. Verlagsmitarbeiter erhebliche technische Vorkenntnisse ab. HTML und XML waren fast eine conditio sine qua non. Als wohltuende Ausnahme in diesem Tool-Dschungel ist hier Calibre zu nennen. Dieses StartUp bietet die ein umfassendes eBook Management System an, das die Konvertierung und Verwaltung multipler Formate ermöglicht. Wir haben daher bisher im Bereich der eBook-Konvertierung auf Calibre gesetzt.

 

Parallel zum Siegeszug der iPads und Kindles haben sich in den letzten Monaten auch die großen Hersteller von Publikations- und Autorensystme bemüht, die neuen Formate in ihrem Funktionsumfang abzubilden. Teilweise in enger Zusammenarbeit mit Verlagshäusern wurden Tools für ePaper-Formatierung und crossmedie Publishing entwickelt. Allen voran der Platzhirsch Adobe, der auch Geburtshelfer des vielbeachteten Launches der iPad-Version der digitalen Lifestyle Zeitschrift WIRED war und dafür Erweiterungen für InDesign entwickelt hat. So bietet mittlerweile Adobe's InDesign CS5 eine saubere EPUB Exportfunktion an und soll demnächst mit einem eigenen Reader kommen.

 

Ende August hat Apple sein iWork um eine EPUB-Exportfunktion erweitert (Link zdnet.de). Autoren können nun aus iWork heraus ihre eBooks im offenen EPUB erzeugen. Apple will damit natürlich seiner iBook-Plattform Gutes tun und Autoren dafür gewinnen. Leider konnten sich weder Adobe noch Apple, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen, mit dem Kindle-Format anfreunden. Leider ist der Kindle in unseren deutschsprachig geprägten Breitengraden zu unrecht ein Stiefkind. Sowohl der Kindle Ebook Reader (derzeit schon 3. Generation) als auch die Kindle App für iPad von erstklassiger Qualität. Doch ohne deutsche Bücher und Inhalte tut sich sogar ein Buchgigant wie Amazon schwer. Deshalb ist es schade, dass noch keine der führenden Autoren- und Publikationssysteme über eine Kindle Exportfunktion verfügt.

 

Wer sein eBook in allen wichtigen Formaten inklusive Kinde verlegen und distribuieren will, der kann dies über Smashwords machen (siehe auch unseren Beitrag zu diesen interessanten StartUp). Das ist zumindest für Autoren um Eigen- bzw. Selbstverlag eine sehr attraktive Variante. Für große Verlage hingegen ist Smashwords eher weniger geeignet.

 

Die Klammer zwischen den Blogs und eBooks schließt Anthologize [siehe auch unseren Bericht]. Das ist ein Plugin für Wordpress, das es ermöglicht, aus den Blogbeiträgen eBooks in verschiedenen Formaten zu machen. Derzeit bietet Anthologize die Formate EPUB und PDF an. Mehr Formate sind aber schon in Aussicht gestellt.

 

Es ist wohl alleine auf Grund dieser kurzen Übersicht über die gängigen Tools und ihre Entwicklung ersichtlich, dass der crossmediale Verlagszug unter besonderer Beschleunigung der ePaper-Formate fährt. Die einzelnen Tools werden wir in den nächsten Tagen hier in unserem Blog ausführlicher darstellen.

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

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