Basel III und Unternehmensfinanzierung in der Medienbranche

In den letzten Tagen und Wochen war für den interessierten Beobachter das Getöse um die Einführung von Basel III nicht zu überhören. Die Banken und ihre Lobbys haben sich massiv gegen einige Bestimmungen dieser neuen Eigenkapitalregeln für Banken gewehrt. Es wurde seitens der Banken darauf hingewiesen, dass sich Basel III auch auf die Wirtschaft und hier vor allem auf die KMUs durchschlagen würde. Da die Kreditvergabe mit Basel III restriktiver zu handhaben ist würden den Unternehmen entsprechend weniger Kredite zur Finanzierung ihres Wachstums zur Verfügung gestellt werden können und damit die Wirtschaftsleistung insgesamt sinken. Dies trifft in der Folge dann natürlich vor allem jene Unternehmen, welchen der Weg zum Kapitalmarkt bzw. zu Risikokapital versperrt ist - und das ist die große Mehrheit der KMUs. Und diese sind noch immer der Wachstumsmotor in den kontinentalen Volkswirtschaften.

Gerade die Medienindustrie wie auch die Grafische Industrie ist sehr stark durch KMUs geprägt. Diese kapitalintensiven Industrien sind heute bereits durch hohen Verschuldungs- und niedrige Eigenkapitalraten geprägt. Teure, meist über Leasing oder Kredite finanzierte Druck- und Finishinganlagen, ebenso teure Server und Software in Druckvorstufe und Kreation sowie die Kosten für gut ausgebildete Mitarbeiter belasten Bilanz und GuV. Dies bringt in Verbindung mit rückläufigen Umsätzen die Medienunternehmen an den Rand des Machbaren.

Dabei stehen aber gerade die Medien[produktions]unternehmen jetzt vor großen Herausforderungen. Sie müssen auf die neuen crossmedialen Technologien umsteigen und entsprechende Investitionen in Produktionsanlagen und Mitarbeiter tätigen. Das betrifft Verlage ebenso wie Druckunternehmen. Verlage müssen in neue Publishingsysteme, crossmediale Contentstrategien und entsprechende Mitarbeiter investieren. Druckereien müssen den Umstieg von einer reinen Offset- auf eine Offset/Digitalproduktion bewältigen und die Anforderungen der Kunden im Hinblick auf On-Demand- und Web-to-Print-Produktion bewältigen. Das alles wird viel Geld kosten, dass die Unternehmen nicht haben. Im Gegenteil: die Medien[produktions]unternehmen waren durch die Wirtschaftskrise der letzten beiden Jahre massiv betroffen. Die Substanz ist wohl weitgehend aufgezehrt.

Da Basel III defacto bereits mit der Ankündigung eingeführt ist [Banken spannen den Regenschirm schon bei Schlechtwetterankündigung auf] wird der Zugang zu Krediten für die meisten Unternehmen der Medienbranche bereits gesperrt sein. Die Antwort auf diese existenzbedrohende Situation kann nur eine verstärkt auf Eigenkapital setzende Finanzierungsstrategie sein. Eigenkapital, dass von Förderinstitutionen und Risikokapitalgebern zur Verfügung gestellt wird. Die gute Nachricht dabei ist, dass es durchaus Risikokapitalgeber gibt, die bereit sind, innovative Projekte in der Medienindustrie zu fördern. Dies bedingt aber zunächst eine Öffnung der Medienunternehmen wobei eine offene Unternehmenskultur nicht gerade das Kennzeichen dieser Branche ist. Gerade in diesem veränderten Mindsetting - Öffnung in Richtung Investoren - wird wohl die heftigste Herausforderung bestehen. Hier wird es neue Leute brauchen und da stehen erfahrende Finanzexperten ganz weit oben. Es wäre für jedes Medienunternehmen ein gutes Investment gerade jetzt in CFOs und Finanzberater zu investieren.

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

1 Kommentar:

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