James Bond, Agent im Diensten von Amazon

Wer diese Woche die Meldungen rund um die Entwicklungen am Buchmarkt verfolgt hat, den sind vielleicht zwei Meldungen über die Situation in UK aufgefallen.

Da war zunächst die Meldung, dass sich Amazon bereits kurz nach Eröffnung seines UK eBook Stores Kindle einen heftigen Preiskampf mit den Händlerrivalen wie WHSmith und Waterstones lieferte. Als angenehmes Resultat für die Konsumenten führte das zu einem Preisverfall bei den eBooks. Bücher aus der UK Bestseller Liste wurden zum Teil mit Rabatten von bis zu 60% verkauft. Das hat drei große Verlage -Hachette, HarperCollins und Pengiun - auf den Plan gerufen und dazu veranlasst, auf das so genannte Agency Modell von Amazon umzusteigen und damit die Preise selber festzusetzen. Das Agency Modell ist derzeit nur in den USA und UK möglich, bringt den Verlagen statt den üblichen 35% Provision 70% und die Möglichkeit, die Preise für ihre Publikationen selber festzulegen. Johannes Haupt auf Lesen.net berichtet in seinem ausführlichen Beitrag, dass sich damit die Preise der eBooks wieder dramatisch erhöhten. So soll die eBook Ausgabe von Stephen King Just after Sunset vom Hodder Verlag (Hachette Gruppe) nach der Umstellung auf das Agency Model von 4,74 Pfund kurzfristig auf den Hardcover Listenpreis von 18 Pfund gestiegen sein.

Amazon hat sich von dieser Aktion der Verlage sofort distanziert und macht die Kunden darauf aufmerksam, dass der Preisanstieg ausschließlich durch die Verlage verursacht wird. Und genau jetzt betritt James Bond das Schlachtfeld und stellt sich auf die Seite von Amazon und der Konsumenten. Die Erben des James Bond Erfinders Ian Flemming haben angekündigt, dass sie die 14 James Bond Bücher in der eBook Version nicht über Penguin [dieser hat eine Lizenz für die gedruckten Bücher] herausbringen, sondern quasi im Eigenverlag. Mit einer starken Marke wie James Bond bräuchte man, so die Erben Ian Flemmings keinen Verleger, der einen erheblichen Teil der Provisionen inkassiere ohne dafür die bei den Printproduktionen übliche Vorfinanzierung für Produktion, Distribution und Lagerung - und damit das wirtschaftliche Risiko - übernehmen zu müssen. Die James Bond eBooks werden über Amazon, Waterstones und andere eBook Shops verkauft.

Die Moral von der Geschichte: James Bond ist halt immer der Gute aber ob den Verlagen die Rolle des Bösewichts gefällt kann bezweifelt werden. Interessanterweise kann man jetzt Stephen Kings Just after Sunset in der eBook Kindle-Version wieder um 4,49 Pfund kaufen. Einmal mehr die Empfehlung, dass sich die Damen und Herren der Verlagsbranche mit ihren Kollegen in der Musikbranche kurzschließen und sich erkundigen, wie sich dort der Umstieg auf Digitalisierung, itunes hinsichtlich der Preis/Mengenentwicklung gestaltet hat. Vielleicht würden sie dann feststellen, dass zwar die Preise sinken aber die abgesetzte Menge sowie entfallende Kosten dies kompensieren könnte.

 

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

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