Buchproduktion: Einführung in die neue Welt (5)

Web-to-Print |Print-on-Demand

Ein weiterer Treiber der Veränderung ist neben den ePaper-Formaten die neue digitale Drucktechnologie, welche auch die Welt des gedruckten, haptisch erfassbaren Buches verändert. Die über das letzte Jahrzehnt ausgereifte Digitaldrucktechnologie ermöglicht heute eine kosteneffiziente und qualitativ hochwertige Produktion von Einzelstücken und Kleinmengen. Seit einigen Monaten bietet daher auch Amazon Verlagen und Autoren in einem eigenen Print-on-Demand-Programm die Produktion von Büchern als  Book-on-Demand [BoD] an. Print-on-Demand ist ein Verfahren, dass zwischen klassischer Print- und neuer ePaper-Produktion liegt und damit das Bindeglied zwischen "alter" und "neuer" Welt ist.

Web-to-Print-Applikationen ermöglichen die Anbindung von Druckvorstufen-Systemen an Web-Applikationen und damit die mehr oder weniger automatisierte Datenübernahme und –konvertierung vom Kunden über Produktion bis zur Auslieferung. Mit Web-to-Print lassen sich Verlags- und Unternehmensübergreifende WorkFlows und Wertschöpfungsketten abbilden. Es ist auch eine Möglichkeit, um personalisierte bzw. individualisierte Print-Kommunikationswerke zu produzieren, wie sie zunehmend im Bereich Corporate Publishing nachgefragt werden. Durch Web-to-Print-Verfahren können die Kunden (Konsumenten und gewerbliche Kunden) in den Produktionsprozess einbezogen werden und zB. über manuelle Eingabe oder Übermittlung von XML-Dateien Personalisierungen und Individualisierungen vornehmen.

Im Web-to-Print- und Print-on-Demand-Markt ist in den nächsten Jahren mit einem rasanten Wachstum zu rechnen. Laut einer von Canon Europa im Auftrag gegebenen Studie (Infotrends), nehmen die Web-to-Print Installationen bis 2013 um 68% zu. Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Umsatz heuer auf EUR 10,5 Milliarden Euro im europäischen Raum ansteigen soll – dies entspricht einem Umsatzwachstum von 264% seit 2008.

Druckereien, die bereits über Web-to-Print- und Print-on-Demand-Systeme verfügen, wickeln damit aktuell ca. 14% ihres Auftragsvolumens ab und rechnen in den kommenden Jahren mit deutlichen Steigerungen. Dabei ist zu beachten, dass hier meist nur die Grundfunktionen von Web-to-Print angeboten werden, d.h. in der Regel nur die reine Übermittlung von Druckdaten. Dass Web-to-Print aber eine weitaus größere Spanne an Geschäftsmodellen bietet, scheinen europäische Druckereien noch nicht erkannt zu haben. So verfügt nur etwa ein Viertel aller Druckereien mit Web-to-Print-Lösungen über eine automatisierte Angebotserstellung oder nutzen die Lösung gar für integrierte Marketingkampagnen. Das könnte unter Umständen daran liegen, dass die Definition von Web-to-Print sehr unterschiedlich ist.

Ein schönes Beispiel für Web-to-Print im deutschsprachigen Raum ist die Publikations- und Vermarktungsplattform epubli. Das zur Holtzbrinck-Gruppe zählende Unternehmen richtet sich an Autoren, die ihr Buch in kleinen Mengen und im Eigenverlag gedruckt haben wollen. Die gesamte Kommunikation bzw. Geschäftsabwicklung erfolgt über Web. Der Autor kann aus einer Reihe von Ausstattungsmerkmalen wählen und sich so sein Buch sehr einfach produzieren lassen. Er kann das Buch über epubli auch auf Amazon oder über die klassischen Medienvertriebskanäle vermarkten lassen – alles Aufgaben und Dienstleistungen, die früher ein Verlag übernommen hat.
 
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