Buchproduktion: Einführung in die neue Welt (4)

ePaper: das Medium der neuen Galaxis

Wir haben dem Thema ePaper - die Welt des elektronischen Papiers ein eigenes Kapitel gewidmet wo dem interessierten Leser eine ausführliche und sehr detaillierte Darstellung dieses neuen Mediums gegeben wird. Einführend soll hier nur festgehalten werden, dass der Trend weg vom bedruckten Papier [totes Holz] hin zum digitalen ePaper einer der treibenden Faktoren in der Neuordnung der Autoren- und Verlagsszene ist.  

 
Der Vorstoß in Richtung eBooks begann bereits vor rund 5 Jahren wobei Amazon stets einer der Pioniere war. So richtig losgegangen ist es aber erst 2009 als der Amazon Kindle eBook-Reader das meistverkaufte Produkt von Amazon im letzten Weihnachtsgeschäft war.
Mit Amazon an der Spitze entwickelte sich der Markt für eBook-Reader in den letzten Jahren zum Milliardenmarkt, dem auch in den nächsten Jahren hohe Wachstumsraten vorausgesagt werden. Forrester Research rechnet für 2010 mit einer Absatzverdoppelung von 3 Millionen auf 6 Millionen verkaufte eBook-Reader. Bei einem Preis von durchschnittlich 200 US Dollar je Gerät würde das Marktvolumen auf 1,2 Milliarden Dollar anschwellen. Andere Marktbeobachter gehen von einem jährlichen Absatzzuwachs von 386% aus und prognostizieren 28 Millionen verkaufte eBook-Reader bis 2013. Viele Experten meinen, dass der weltweite Markt für eBook-Reader die 10 Millionen Marke noch in 2010 passieren soll. Apples iPad bzw. das Format des TabletPCs im Allgemeinen werden dem ePaper weiteren Schwung verleihen. Innerhalb der ersten 3 Monate konnte Apple von seinem iPad mehr als 3 Millionen Stück absetzen womit das Gerät die erfolgreichste Markteinführung eines mobilen Computers überhaupt absolvierte.

Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen mediaIDEAS schätzt, dass der Umsatz mit ePaper-Produkten 2010 in den USA rund US-$ 460 Millionen betragen wird, der mit rund 8 Millionen Kunden oder Benutzern erzielt wird. Bis 2014 soll der Anteil an Lesern von ePaper-Produkten auf 45 Millionen Menschen in den USA anwachsen und damit ein Umsatz von US-$ 11 Milliarden erzielt werden. Wie die meisten technologie-getriebenen Trends geht auch das ePaper von den USA aus. Dort startete der weltweit größte Online-Buchhändler Amazon mit dem eBook Reader Kindle bereits 2007 auch die ersten größeren Feldversuche. Der eBook-Reader war bei Amazon auch das meistverkaufte Produkte im Weihnachtsgeschäft 2009 und konnte rückte damit ins Zentrum der Branchenaufmerksamkeit.

Der Erfolg des eBook Reader Kindle von Amazon und nicht zuletzt der iPad von Apple haben die Diskussion um elektronische Buch-Lesegeräte auch in Europa wieder angeheizt. Random House, die größte englischsprachige Verlagsgruppe und zweitgrößte im deutschsprachigen Raum, hat kürzlich erklärt, am deutschsprachigen Markt 2009 rund 100.000 eBooks verkauft zu haben. Das sei zwar nur etwa ein Prozent vom Umsatz, aber immerhin eine Verzwanzigfachung des Umsatzes in diesem Bereich. In den USA hat sich seit der Einführung des Kindle eine neue Autorenszene entwickelt [Die Indie Authors], die sich auf eBooks und Eigenverlag konzentriert und damit vielfach schon tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt haben. So berichtet das 2009 als StartUp errichtete eBook Publisher und eBook Distributor Smashwords, dass er bereits mehr als 15.000 Titel der Indie Authors herausgebracht und distribuiert hätte. Darunter befinden sich auch Autoren, die nur mehr vom Schreiben von eBooks leben. Beispiel dafür ist J.A. Konrath, der behauptet, dass er mit seinen Büchern auf der Amazon Kindle Plattform bis Juli 2010 bereits mehr als 60.000 Stück verkauft hätte und damit schon Einnahmen von US-$ 12.000 pro Monat erzielt [siehe seinen Blogbeitrag]. Gerade diese Szene der Indie Authors baut ihre Geschäftsmodelle auf ePaper und ePublishing.

In den kommenden Jahren sollte der Umsatzanteil von den elektronischen Büchern am gesamten Verlagsgeschäft auf fünf Prozent ansteigen. Das deutsche Portal Libreka, ein Projekt des deutschen Buchhandels, stellt derzeit die größte Volltextdatenbank für lieferbare deutschsprachige Titel zusammen und bietet diese zum digitalen Lesen im Internet und auch auf eBooks an. Libreka haben sich bereits mehr als 1200 Verlage und 600 Buchhandlungen angeschlossen, 120.000 Titel sind bereits eingestellt. Davon können über 15.000 als eBook gekauft werden.

Das Marktvolumen der eBooks für den deutschsprachigen Raum liegt bei geschätzten € 140 Millionen in 2010 und bei 402 Millionen in 2012. Auf einer angenommenen Kalkulationsbasis von 40% ergeben sich daraus für den deutschsprachigen Raum kumulierte Verlagsprovisionen in Höhe von € 56,28 Millionen in 2010 und € 160,8 Millionen in 2012. Während der Buchmarkt in den nächsten Jahren im Schnitt um etwa 1% p. a. wachsen, liegt das durchschnittliche jährliche Wachstum bei eBooks zwischen 2010 bis 2012 bei rund 69%.

2010 und 2011 wird der absolute Marktzuwachs in Euro bei eBooks fast genau so hoch sein wie der Zuwachs im Gesamtbuchmarkt. Mit einem Unterschied: Es gibt mehr zu verteilen und zu gewinnen. Denn der Markt ist in seinem frühen Wachstumsstadium und daher noch nicht verteilt. Standards sind noch nicht gesetzt. Gute Chancen bieten sich also, für neue Marktteilnehmer wie Google und Apple ebenso wie für Verlage und Anbieter, die im klassischen Handel vielleicht nicht in erster Reihe stehen.
 
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