Gutes Print auf iPad: brand eins ist am iPad

Das von uns sehr geschätzte Wirtschaftsmagazin brand eins ist auch am iPad angekommen. Wir haben die App natürlich sofort getestet und waren angetan. Das Magazin ist zwar nicht annähernd so „sexy“ wie das digitale Lifestyle-Magazin WIRED (wir haben berichtet), sondern eher spartanisch, was multimediale Funktionalitäten betrifft. Das ist aber laut Chefredakteurin Gabriele Fischer auch Absicht, man wolle eben kein Videogame aus brand eins machen, sondern lediglich ein Lesewerk auf ePaper.
brand eins hat sich als "Print auf dem iPad" positioniert und weicht damit etwas vom allgemeinen multi- und crossmedialen Hype ab. Das tut dem Leseerlebnis aber keinen Abruch. Im Gegenteil: während der Leser beim WIRED eher auf die Funktionalität und die überraschenden Features achtet kann er sich bei brand eins wirklich auf das Lesen konzentrieren. Deshalb gibt es wohl auch den Lesemodus, der Bilder ausblendet und reinen Textmodus präsentiert. Das ist eine nette Idee. Mal sehen, wie sie angenommen wird. Der weitgehende Verzicht auf multimediale Elemente birgt aber unseres Erachtens die Gefahr, dass die Möglichkeiten der Werbekunden damit beschränkt werden. Vielleicht wäre da etwas weniger Printphilosophie und etwas mehr Crossmedia doch besser.
Das Editorial von Gabriele Fischer beschreibt sehr ausführlich, wie der Verlag an das Projekt herangegangen ist und was sich der Leser von brand eins auf dem iPad erwarten kann und was nicht.
Editorial von Chefredakteurin Gabriele Fischer 

Eine neue Lesart:

Vermutlich haben Sie es auch gelesen. Das iPad soll die Print-Branche retten, Verlegern die Sorgenfalten aus dem Gesicht vertreiben, eine ganz neue Dimension des Journalismus möglich machen. Aber was tut brandeins dann hier, ein Magazin, das von Print überzeugt ist und das sich nicht zuletzt deshalb steigender Auflagen erfreut?
Ganz einfach: Wir lieben das Experiment. Und wir nehmen unsere Leser ernst, die immer mal wieder nach einem eReader-Format fragten. Weil sie im Ausland leben, brandeins immer dann nicht zur Hand haben, wenn sie Zeit zum Lesen hätten oder weil ihnen die Archivierung der Ausgaben mit der Zeit doch ein wenig zu platzraubend erscheint.
Gute Gründe also für ein digitales brandeins, das allerdings auch auf dem iPad bleibt, was es in Print ist: ein Magazin für Leser.
brandeins ist kein Videogame und wird es auch nicht werden. Die iPad-Ausgabe dient dem-selben Zweck wie ihre Schwester aus Papier: dem Lesen. Darauf haben wir uns bei der Entwicklung der App konzentriert.
So können Sie die ganze Ausgabe im Ein- oder Zweiseitenmodus blättern, über den Inhalt durchs Heft navigieren und jedes Layout durch zweimaliges Tippen vergrößern. Ist Ihnen das Lesen im Layout zu mühsam, hilft der Lesemodus (unten links), der ebenfalls zwei Schriftgrößen erlaubt und in dem Sie zudem Zitate ausschneiden und direkt per E-Mail versenden können. Wenn Sie auf einem Foto den Hinweis Galerie finden, sind weitere Fotos hinterlegt. Und wenn Sie nach der ersten Ausgabe Lust auf mehr haben: Die Bibliothek hält bereits drei Ausgaben bereit.
Dies ist der Anfang, wir haben noch einige Ideen mehr. Wie das Heft werden wir auch die iPad-Ausgabe stetig weiterentwickeln und freuen uns, wenn Sie uns dabei auch Anregungen und Kritik unterstützen.
Nun aber hoffen wir, dass es Ihnen beim ersten Blättern geht wie uns. Und auch Sie finden: Gutes Print wirkt auch auf dem iPad.
Der Juni war insgesamt ein gutes Monat für deutsche Magazine und Zeitungen auf dem iPad. Es ist erfreulich, wie schnell sich dieses neue Medium mit lokalen Inhalten füllt. Die besonderen Highlights waren für uns der SPIEGEL und nun brand eins.
Für die österreichische Medien lässt sich leider keine positive Meldung verlautbaren. Die Tageszeitungen KRONE und KURIER haben lieb- und ideenlose Apps abgeliefert, die keine Besprechung wert sind. Warum ein Print-Leitmedium wie der KURIER dann diese grottenschlechte App auch noch per Radio bewirbt ist uns ein komplettes Rätsel. Das ist Suizid mit Anlauf.
Der iPad wird wohl für einen spannenden Sommer im bisher eher langweiligen Medienbereich sorgen. 2010 ist mit großem Abstand das interessanteste Jahr seit Einführung des Webs. Und das freut uns.

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

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