iPad vs Kindle: ein kleiner Urlaubs- und Sommerbericht

Jetzt testen wir den Apple iPad bereits knapp 2 und den Amazon Kindle knapp 5 Monate und trauen uns daher einen ersten Testbericht aus der Praxis zu. Zunächst soll festgehalten werden, dass wir den iPad wirklich intensiv beruflich wie privat nutzten. So haben wir alle möglichen und verfügbaren Medien-Apps getestet (siehe auch unsere Testberichte über Wired bzw. Die Welt). Die sind in den letzten Woche wirklich fast im Stundenrhythmus erschienen, wie Pilze am Waldboden nach ein einem befruchtenden Regen hat der iPad diesbezüglich die Medienbranche belebt. Wir haben uns mit dem SPIEGEL-App (super gelungen) ebenso beschäftigt wie mit dem KRONE-App (nicht gut) oder dem BRAND EINS-App (so lala). Ebenso haben wir das Kindle App für den iPad getestet. Und natürlich die "klassischen" Funktionalitäten wie Mailing, Browsing etc.
 
Wir haben die Geräte sowohl in den mit W-LAN ausgestatteten Büroräumlichkeiten als auch im Flugzeug, im Zug oder im Cafe getestet. Und letztlich auch am Strand bzw. auf der Almhütte bei Sonnenschein (das war heuer nur an ganz wenigen Tagen möglich). Es kann also behauptet werden, dass wir bei allen Witterungs- und Umgebungsbedingungen Mitteleuropas getestet haben.
  • Lifestyle-Faktor: beide Geräte beeindrucken heute noch bzw. stigmatisieren sie ihren Besitzer. Während der iPad die für Apple übliche Trendyness und Lässigkeit vermittelt signalisiert der Kindle der Umwelt Intellektualität und vornehmes Understatement. An dieser Stelle dürfen wir auch eine Lanze für das Design des Kindle DX brechen: das Gerät ist optisch wirklich gelungen und trotzdem extrem stabil. Wir haben uns gerne mit dem Kindle gezeigt!
  • Akkuleistung: Da stinkt der iPad als multimediales Gerät mit färbigen Display natürlich gewaltig gegen den Kindle ab. Der Kindle hält selbst bei stundenlangem und täglichen Lesekonsum gut und gern 5-9 Tage, je nach der jeweiligen täglichen Lesedauer. Wir empfehlen, das Wireless-Feature abzudrehen, was die Akkuleistung nochmals erhöht. Der iPad hingegen hält bestenfalls 5 Stunden bei andauernder Nutzung. Das Aufladen des iPad benötigt zumindest eine gute, lange Nacht. Beim Kindle geht das deutlich schneller, die Ladedauer beträgt hier rund 3 Stunden. Wir kennen das Akku-Problem von Apple ja schon vom iPhone - viel Funktionalität benötigt eben auch die entsprechende Energie!
  • Bildschirm, Lesefreundlichkeit & Sonne: beim reinen Textlesen wie beispielsweise Belletristik hat der iPad keine Chance gegen den Kindle. Die elektronische Tinte (e-ink) ist schon eine Klasse für sich und vor allem am großen Bildschirm des DX eine Wohltat für das Auge. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist ein Buch oder Magazin am iPad fast unleserlich wohingegen das dem Kindle nichts ausmacht - der Text am Bildschirm bleibt leicht lesbar.
  • Sonne & Hitze: die direkte Sonneneinstrahlung hat für den iPad einen sofortigen Kollaps zur Folge. Er heizt sich unglaublich schnell auf und nach nur wenigen Minuten wird er dermaßen heiß, dass es brandblasengefährlich für die Finger wird und er sich mit einer Hitze-Fehlermeldung sowieso abschaltet. Merke: der iPad ist nichts für den Strand.
  • Bücher: hier gibt es nichts besseres als den Kindle. Romane, Novellen, Thriller etc kommen hier einfach am Besten und sorgen gemeinsam mit der langen Akkuleistung für einen tagelangem Lesegenuß im Urlaub oder verlängertem Wochenende
  • Zeitungen & Magazine: dieser Punkt geht natürlich an den iPad. Hier kommt Multimedia in Form. Eingebettete Bilder/Fotogalierien und Videos, interaktive Schaltflächen und sonstige Schmankerl machen Magazine zu einem multimedialen Lesegenuß (zumindest für die Laufzeit des Akkus)
  • Verfügbarer Lesestoff: auch dieser Punkt geht ganz klar an den iPad. Im Bereich der deutschsprachigen Magazine und Zeitungen steht fast die gesamte Print-Palette zur Verfügung. Im Buchbereich ist es hingegen noch ein sehr dürres Feld. Leider hat im Bereich der deutschsprachigen Werke auch der Kindle noch nicht sehr viel zu bieten. Da muss man sich schon insofern aushelfen, als man Bücher von Plattformen wie Thalia oder Ciando im epub-Format auf den PC und von dort via USB-Kabel auf den Kindle lädt. Der Kindle beherrscht das epub-Format auch wenn es nicht sein Haus- und Hof-Format ist.
  • ibook versus Kindle: hinsichtlich der Plattform für den Bezug von Lesestoff ist (zumindest für englischen Content) ist Amazon Kindle dem iBook noch deutlich überlegen. Der Vorteil der Kindle-Plattform ist dabei, dass diese auf fast jedem Hardware verfügbar ist - und auch auf dem iPad. Insofern ist die Nutzung des iPad für das Lesen von Kindle-Büchern ein möglicher Kompromiß unter den anderen, hier dargestellten einschränkenden Bedingungen. Wirklich genial ist das Amazon Whispernet, das einem ständig und (fast) überall mit dem Amazon Kindle-Shop verbindet.
  • andere Applikationen: im "Nicht-Lese-Bereich" können/wollen wir den iPad nicht mit dem Kindle vergleichen, weil der Kindle für andere Zwecke als das Lesen eben nicht ausgelegt ist.
Unser Fazit: Wer im Urlaub am Strand in der Sonne Bücher lesen möchte oder auch vor der Almhütte, der hat so gut wie keine Alternative zum Kindle. Der iPad schmiert Hitze-, Lese- und Akkubedingt komplett ab. Wer aber am Abend oder beim Frühstück die neuesten Zeitungen und Magazine durchblättern will, der sollte zum iPad greifen.
 
Wer im Urlaub in erster Linie Romane, Thriller oder sonstige Belletristik zu seiner Entspannung komsumieren will, der sollte den Kindle als Lesegerät wählen. Wer sich mit bildreicher Fachliteratur aus Magazinen bilden oder seine Zeit durch das Lesen multimedialer Tageszeitungen und Magazinen unterhalten will, der kann nur auf den iPad zählen.
 
Wir empfehlen also: beide Geräte in den Urlaub mitzunehmen, den fast unverwüstlichen Kindle am Strand, in die Sonne oder den Parkt mitzunehmen und den iPad in der Lounge oder auf der Terrasse des Hotels zu benutzen. Dort gibt er auch wesentlich mehr her. Generell scheint uns der iPad eher ein Indoor-Modell zu sein im Vergleich zu äußerst stabilen Outdoor-Konzeption des Kindle.
 
Unsere abschließende Einschätzung ist, dass der iPad und auch die anderen TabletPCs nicht in der Lage sind, spezialisierte eBook-Reader wie den Kindle zu ersetzen. Die Monofunktionalität bzw. Spezialisierung hat eben auch viele Vorzüge wie längere Akkuleistung, bessere Lesbarkeit durch elektronische Tinte und anderes mehr. TabletPCs und eBook-Reader sind jeweils eigene Marktsegmente, die sich halt teilweise überschneiden.

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

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