Warum der Magazinverkauf über den iPad nicht [gut] funktioniert!?

Wir haben gestern ein Chart über den Magazinverkauf über iPad Apps im Jahr 2010 gebracht. Einfach zum Nachdenken und ohne viel Kommentar dazu [siehe Bericht]. Heute haben wir ein wenig Recherche betrieben und uns die Meinung des Marktes über die eher enttäuschenden Daten geholt. Die Antwort in aller Kürze: es liegt an den Apps!

Das Wallstreet Journal brachte gestern einen ausführlichen Artikel zum Thema der elektronischen Magazinpublikationen bzw. eines digitalen Kiosks. Offensichtlich sind die individuellen iPad Apps nicht das Gelbe vom Ei und haben teilweise durch die Verleger [Entwickler] hausgemachte Probleme. So dürfte das Subscription/Abo-Modell in den einzelnen Apps bzw. in darin abgebildeten Prozessen überhaupt nicht oder nur schlecht funktionieren. Viele Apps sind tatsächlich technisch-multimediale Spielereien unter Vernachlässigung kaufmännischer Überlegungen. Das wiederum führt dazu, dass jede einzelne Ausgabe eines Magazins bei den meisten Apps einen separaten Kaufvorgang erfordert. Damit wird wiederum der Sinn eines Subscription/Abo-Modell ad absurdum geführt, da sich der Verleger nicht darauf verlassen kann, dass der Abonnent [also derjenige, welcher die App heruntergeladen hat] tatsächlich jede Ausgabe kauft. Jede Kaufentscheidung, ja jeder Klick zuviel birgt das Risiko, dass der Käufer - aus welchen Gründen auch immer - nicht kauft [nicht klickt]. Mit den Subscriptions/Abos will man nachgeradezu diese vielen Kaufentscheidungen verhindern und auf eine einzige verdichten - den Kauf des Abos.

Betrachtet man nun das dargebrachte Chart, dann scheint einem diese Argumentation nur logisch zu sein. Es gibt natürlich auch Ausnahmen wie den englischen Economist, der das iPad-Abo mit dem Print-Abo verknüpft und die iPad-Ausgabe jede Woche automatisch an das iPad zustellt [siehe interessante Apps Rezension von The Guardian]. Das Subscription/Abo-Modell wäre rein technisch gesehen einfach über den iTunes Store zu lösen aber darüber wiederum wollen die Verleger aus strategischen Überlegungen nicht verkaufen. Einerseits verlieren sie damit den direkten Bezug zu den Lesern [Abonnenten] und andererseits verlangt Apple eine Vermittlungsprovision von 30 Prozent. Sie würden in eine Abhängigkeit von Apple geraten, so ihre Befürchtungen. Die Musikindustrie hat die diesbezügliche Dominanz von Apple schon vor Jahren zu spüren bekommen wobei dort die Abo-Modelle nicht annähernd jene Bedeutung haben wie in der Medienbranche im Allgemeinen und im Magazinsegment im Besonderen.

Die enttäuschte Erwartungshaltung der Verleger bei Apple's iPad versucht sich nun Google zu Nutze zu machen. Nach der Errichtung des Google eBookstores soll es auch einen eNewsstand geben über den die Verleger ihre Magazine verkaufen können. Google soll dabei laut Wallstreet Journal den Verlegern geringere Provisionen abverlangen als Apple. Apple wiederum versucht, den iTunes Store besser an die Bedürfnisse der Verleger im Magazinbereich anzupassen, um zu verhindern, dass hier ein Exodus zu Google stattfindet. Spätestens mit dem iPad 2 will man seitens Apple diesbezüglich mit neuen Funktionen und einem neuen Angebot an die Konsumenten treten. Das erfordert bereits im Vorfeld eine Einigung mit den Verlegern und diese sind offensichtlich nach den enttäuschenden Ergebnissen nicht mehr ganz so euphorisch und Apple- bzw. iPad-minded.

Wir dürfen uns also auch im eMagazin-Segment auf ein spannendes 2011 freuen und hoffen im Sinne eines funktionierenden Marktes, dass Google es schafft, Apple etwas Mitbewerb entgegensetzen zu können. 

 

Posted via email from Notizen aus der MedienFabrik

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